
Allgemeine Information
Wir bieten folgende Unterstützung:
Weitere Angebote:
Entlassungshilfe:
1. durch Erstellung eines Hilfeplanes,
2. Begleitung im Rahmen der Vollzugslockerungen zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte,
3. Hilfestellung bei der Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte in der Haft (Familie, Partnerschaft)
4. Hilfestellung bei der Kontaktaufnahme im Rahmen der Entlassungsvorbereitung zu Behörden, Vermietern, Krankenversicherung bzw. vollzugsexternen Beratungsstellen
5. Vorbereitungsmaßnahmen zur Übernahme in die Anschlussbetreuung
Wohnen nach der Haft
Lothar M. (Name ist frei erfunden) erzählt:
Vor acht Jahren ist er aus der Haft entlassen worden. Er hatte einen schwerwiegenden Fehler begangen, für den er sieben Jahre abgesessen hat. Einen Fehler, den man nicht in Geld aufrechnen kann. Er hat Leid zugefügt, was er bereut, es aber nicht rückgängig machen kann. In der Haft hatte er viel Zeit zum Nachdenken über die Vergangenheit und eine mögliche Zukunft. Es war eine lange schwierige Zeit, für die er selbst verantwortlich war. Eins stand aber fest, das kommt nicht wieder vor. Er kann es nicht vermeiden, auch heute noch nach so vielen Jahren, daran zu denken. Die Erinnerungen verblassen, aber sind dadurch nicht besser.
Lothar hatte nach seiner Entlassung gleich das Glück Wohnraum über die Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH zu bekommen. Mit der Inhaftierung sind Mietschulden entstanden. Trotzdem erhielt er seine zweite Chance für einen Neustart. Es war nicht die Traumwohnung, aber eine sichere Adresse und ein Dach über dem Kopf. Was hätte er erwarten sollen in seiner Situation? Alles sieht nach der Entlassung komisch und ungewohnt aus. Es hat etwas gedauert bis er sich so eingerichtet hatte, wie er es heute gern mag. Zum Glück fand er eine Arbeit, die ihm auch gefällt. Dadurch konnte er sich was aufbauen. Er hat gespart, ist jetzt schuldenfrei und hat viel in diese Wohnung gesteckt. Mit eigenen gemütlichen Möbeln und Deko fühlt er sich heute wohl, genau dort. Das Aquarium ist sein großes Hobby.
Lothar erinnert sich: In den ersten Tagen nach seiner Entlassung ging alles sehr schnell, musste geregelt und beantragt werden. Davor hatte er Angst, Angst noch einmal zu versagen, was Falsches zu tun. Betreuung und Beratung war für ihn damals mit den Gedanken an Vorschriften, Einschränkungen und Fremdbestimmung verbunden. Dennoch suchte er sich Hilfe im Verein, zu Beginn vielleicht weil es in der JVA gern gesehen wurde. Es hat etwas gedauert, Vertrauen aufzubauen, seinen Hilfebedarf selbst zu benennen und Hilfe anzunehmen. Das war neu für ihn. Vor der Haft hatte er sein Leben selbstständig geregelt, ist einigermaßen klar gekommen, bis eben auf den Fehler. Dann sollte er plötzlich nach Hilfe fragen. Für ihn fühlte es sich an wie betteln. Aber es ging besser, einfacher und schneller. Er konnte selbst den Ablauf und den Umfang der Betreuung mitbestimmen.
Hilfe gab es nicht nur durch den Verein. Alle zwei Wochen kommt er zur Freizeit, das ist ihm wichtig. In der Freizeit hat er neue Leute kennengelernt und auch von ihnen Hilfe erfahren. Die Schicksale in der Runde ähneln sich. Man versteht sich eben, weil man auch in der Haft gleiches erlebt hat und die Probleme nach der Entlassung fast identisch sind. Er konnte durch die Teilnahme an Spielenachmittagen, Kaffeeklatsch oder auch den Ausflügen in Halle, dem Saalkreis bis nach Dresden mal rauskommen und was erleben. Alleine hätte er das nicht gemacht. Das macht ja auch weniger Spaß. Außerdem fühlt er sich in den Momenten mal nicht alleine. Mit seiner Familie gibt es wieder Kontakte. Das war ein schwerer Weg für alle. Aber der hat sich für ihn gelohnt. Nicht alles lief reibungslos. Heute weiß er, dass es ihm nicht alleine so geht. Jeder Weg hat eben mal Stolpersteine und manche Ziele sind schwerer zu erreichen. So ist es auch beim Sport. Er kann damit gut umgehen und weiß für den Notfall, mit wem er sich austauscht und wer helfen kann. Er möchte anderen Mut machen, nicht aus falschem Stolz echte Hilfen abzulehnen. Er hat sein neues Leben gefunden und ist stolz darauf, sein Ziel nicht rückfällig zu werden, nie aus dem Auge verloren zu haben.